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Wein aus Marken Marken

Unglaublich, wie stark sich Ancona und die Marken in den letzten Jahren verändert haben. Vom Armenhaus zum Boomtown- und Tourismus-Magneten. Kein Wunder, die Region ist so schön und hat so viel zu bieten. Zum Beispiel Verdicchio, Montepulciano und Cònero. Siamo innamorati.
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Marken – zwischen Adria und Apennin

Kaum eine italienische Region hat sich in den letzten Jahrzehnten so sehr verändert wie die Marken. Die Hauptstadt Ancona hat sich neu erfunden und ist die Hightech-Metropole Italiens geworden. Und das früher bitterarme Land hat den Tourismus entdeckt. Denn die Landschaft zwischen Apennin und Adria ist bildschön, die Küste romantisch. Da passt es doch sehr gut, dass auch unsere Winzer mittendrin sind im prallen Leben der Marken. 

Der Weißwein fürs pralle Leben
Der Verdicchio wird nicht nur in den Strandlokalen in größeren Mengen genossen. Er ist weltweit beliebt, vor allem zu Meeresfrüchten und Fisch. Es gibt ihn als Verdicchio dei Castelli di Jesi und als Verdicchio di Matelica. Dieser immergrüne – das ist die Übersetzung von verdicchioWeißwein soll schon den Westgotenkönig Alarich beim Kampf gegen Rom gestärkt haben. Und vom roten Wein der Gegend, dem Cònero, heißt es, Hannibal hätte seine müden Pferde damit wieder fit bekommen.

Aufbruchstimmung mit Verdicchio und Montepulciano
Doch alte Geschichte interessiert die Winzer kaum noch. Sie schauen lieber, was für sie heute state of the art werden kann. Und da haben sie neben dem Verdicchio vor allem die roten Sorten entdeckt. Montepulciano bringt hier sehr gute Qualitäten hervor, oft in Verbindung mit einer kleinen Menge Sangiovese als Einzellage im Barrique ausgebaut. Obwohl das Anbaugebiet schon so alt ist, hat man das Gefühl, hier sei der Gründergeist am Werk und in Aufbruchstimmung. Dass so berühmte Weinbaufamilien wie die Gallos, die Mondavis und die Catena Zapatas diese Heimat früher wegen akuter Armut verlassen mussten, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.

Herkunftsbezeichnungen aus Marken

Offida DOCG – Italiens jüngste DOCG  


Die DOCG ist die höchste Qualitätsstufe beim italienischen Wein. Und die Appellation rund um die Stadt Offida hat diese vor Kurzem erhalten. Offida gibt es als Rosso mit Montepulciano und Cabernet sowie mit den beiden weißen Sorten Passerina und Pecorino.  


Der Name der Offida DOCG geht zurück auf die gleichnamige Stadt, die inmitten der Marken liegt. Auf 414 Hektar werden vor allem drei Weine erzeugt. Der Offida Rosso wird normalerweise aus 85 % Montepulciano und 15 % Cabernet Sauvignon erzeugt. Damit erhält der würzig mittelitalienische Charakter einen Zusatz an Eleganz und Komplexität. Neben dem Rosso findet man in der Region die Offida Passerina und den Offida Pecorino. Vor allem der Pecorino erlebt in den Marken und in den benachbarten Abruzzen eine Renaissance. Der Wein ist kräftig und langlebig. Die Passerina ist eine sehr alte Sorte, die zwar schon lange in den Marken beheimatet ist, ursprünglich aber wohl vor Hunderten von Jahren aus Griechenland kam. Zumindest ist sie genetisch fast vollständig identisch mit der Sorte Korinthiaki Lefki. Passerina gibt es zart, duftig und komplex als trockenen Wein, als Spumante und als Süßwein. 



Rosso Piceno DOP – Rotwein von der Adria bis zum Apennin 


Wenn der Verdicchio dei Castelli di Jesi den Weißwein der Marken repräsentiert, dann ist es der Rosso Piceno beim Rotwein. Der Qualitätswein ist immer eine Cuvée aus Sangiovese und Montepulciano. Als Rosso Piceno Sangiovese gibt es ihn auch reinsortig. 


Im Rosso Piceno finden die beiden wichtigsten roten Rebsorten der Marken zusammen. Es sind der Montepulciano und der Sangiovese. Beide Sorten sind seit langer Zeit heimisch in den Hügeln der Provinzen Ancona, Ascoli Piceno, Fermo und Macerata. Der Rosso Piceno, der auch als Novello in den Verkauf gelangt, besteht zu 35 bis 85 % aus Montepulciano und zu 15 bis 50 % aus Sangiovese. Neben der Cuvée gibt es außerdem einen Rosso Piceno Sangiovese, in dem mindestens 85 % der Leitrebsorte enthalten sein müssen. Der Superiore, der aus dem südlichen Teil der Appellation stammt, muss mindestens ein Jahr lang reifen, der Rosso nur ein halbes Jahr. Insgesamt umfasst das Gebiet 1.140 Hektar und lieferte schon in römischen Zeiten einen berühmten Wein, den Plinius der Ältere als Vinum Hadrianum beschrieb. 



Verdicchio dei Castelli di Jesi DOP – die berühmtesten Weine der Marken 


Der Verdicchio dei Castelli di Jesi ist nicht nur das Aushängeschild der Marken, sondern einer der berühmtesten Weißweine Italiens. Aber wussten Sie, dass es den Verdicchio neben der trockenen Variante auch als Spumante und als süßen Passito gibt? 


Schon der Name klingt nach etwas Besonderem. Und tatsächlich, der Verdicchio aus der Gegend von San Paolo di Jesi ist einer der bekanntesten Weißweine Italiens. Das hat viel mit einer grünen Amphorenflasche zu tun, die das Weingut Fazi Battaglia 1950 das erste Mal befüllt und mit einem Netz versehen hat. Es scheint fast so, als habe sich die Flasche in einem Fischernetz verfangen. Dieser Marketing-Kunstgriff führte zu einer weiten Verbreitung des Verdicchio. Heute aber hat der Verdicchio dei Castelli di Jesi das nicht mehr nötig. Deshalb gibt es die grünen Flaschen nur noch in Touristenläden. Inzwischen wird die Rebsorte auf mehr als 2.000 Hektar angebaut. Links des Flusses Misa und rund um die Gemeinden Ostra und Senigallia liegt der alte Kern des Gebietes, das Classico. Neben dieser Auszeichnung gibt es einige weitere. So dürfen 18 Kommunen ihren Namen als Zusatz auf das Etikett bringen. Außerdem gibt es 99 menzioni geografiche aggiuntive, Weinberge, die eine besondere Qualität liefern und extra genannt werden dürfen. Innerhalb dieser DOP wird neben trockenem Weißwein auch Spumante, Spumante Riserva und Passito erzeugt. Eine besondere Köstlichkeit ist die Castelli di Jesi Verdicchio Riserva, die 2010 zur DOCG ernannt wurde. Diese Qualität wird lediglich auf 145 Hektar in einigen der besten Weinberge der Region erzeugt. Die Weine müssen mindestens 18 Monate reifen – zwölf im Fass und sechs auf der Flasche.



Marche IGP – eine Erfolgsgeschichte in den Marken 



Hier kann man den Begriff »Markenwein« einmal ganz anders verstehen. Die Marken sind eine Boomregion mit sehr viel interessantem Stoff. Die IGP liefert frische Alltagsweine in allen Formen, und zwar sowohl trocken, süß und auch als Spumante.  


Es nicht einmal ein Jahrhundert vergangen, seit einige der besten Weinmacher die Marken aus Armut verlassen haben. Sie sind nach Kalifornien, Chile oder Argentinien emigriert und haben Weingüter wie Gallo, Mondavi oder Catena Zapata gegründet. Heute sind die Marken wieder oben, sind eine Boomregion, und der Weinbau hat sich längst erholt. Die IGP Marche liefert die frischen, jungen und einfachen Weine, die im Hinterland der Adria entstehen. Erlaubt ist vieles, und der Experimentierfreude sind kaum Grenzen gesetzt. Also findet man unter dem Namen Marche IGP Weiß- und Rotwein, Rosé, Frizzante und Spumante, Passito und Uve Stramature. Die Rebsorten haben ihre ursprüngliche Heimat in ganz Italien. So kann Teroldego neben Canaiolo stehen und Welschriesling neben Fiano, Albana aus der Romagna neben Vermentino und Friulano. Außer einfachen Cuvées und sortenreinen Weinen findet man besonders häufig Weine aus zwei Rebsorten. Der Spumante wird weiß, roséfarben und rot erzeugt, während man bei den Süßweinen auf zwei Rezepte setzt. Beim Passito werden die Trauben vor der Vergärung getrocknet, beim Uve Stramature werden sie überreif und meist mit Botrytis gelesen.